Dank der Initiative von Luc König arbeiten seit drei Jahren jeweils die GU9 Klassen am Progy mit einem iPad. Wie äussern sich Schülerinnen und Schüler, die das kleine, magische Gerät nun neun Monate lang täglich genutzt haben, zum Thema:
„iPad im Unterricht, Chancen, Risiken, Erfahrungen“
Hier die Antworten von Livia, Tim, Simon und Jolanda
Seit einem knappen Jahr haben wir, die Klassen 9a und 9b, das Privileg, ein iPad brauchen zu dürfen.
Chancen
Das iPad öffnet uns viele Türen. Es gibt zahlreiche Apps und Internetseiten, die den Unterricht optimal ergänzen. Da wäre zum Beispiel die App Keynote, die den gleichen Zweck wie PowerPoint erfüllt. Weitere, sehr praktische Apps sind Pages, Numbers, Translator, ITube, Penulimate, Dropbox, Nachrichten und natürlich Safari. Safari ermöglicht uns, passende Inhalte zum Unterricht jederzeit abrufen zu können, Nachrichten und Dropbox erleichtern den Kontakt und den Austausch von Inhalten sowohl mit dem Lehrer als auch mit den Mitschülern.
Risiken
Obwohl das iPad sehr viele positive Seiten aufweist, birgt es auch etliche Risiken. Das iPad ist nämlich nicht nur ein prima Arbeitsgerät, sondern auch ein beliebtes Gadget. Der App Store bietet uns ein riesiges Angebot an lustigen und unterhaltsamen Spielen. Diese können einen schon mal dazu verleiten, sich, statt hinter die Hausaufgaben, hinters iPad zu setzen. Geschieht das in kleinem Rahmen, ist es nicht weiter schlimm, führt es aber zu Konflikten mit den Eltern, Freunden und der Schule, sollte das Problem ernsthaft angegangen werden. Sicher gibt es auch Leute, die sich manchmal bis oft auf Internetseiten mit fraglichen Inhalten begeben. Das Internet birgt viele Risiken- das ist unumstritten, doch hätten diese Leute kein iPad, würde es sie nicht davon abhalten, diese Internetseiten zu besuchen; denn wozu gibt es die Smartphones, die heutzutage nun wirklich fast jeder besitzt? Auch die integrierte Kamera kann in besonderen Fällen zu Problemen führen.
Positive Erfahrungen
Ich muss sagen, dass mir das iPad bereits sehr viele gute Dienste erwiesen hat. Muss ich zum Beispiel ein Referat halten, kann ich die dazugehörige Präsentation auf dem iPad erstellen und mit Appel TV direkt an die Leinwand projizieren. Häufig auch brauche ich das iPad im Französisch- und Englischunterricht um z.B. Wörter zu übersetzen. Im Biologie-, Chemie-, Physik- und Geschichtsunterricht haben wir schon Aufträge, im Geschichtsunterricht sogar einen Test mit Aufgaben erhalten, die explizit mit dem iPad zu lösen waren. Beim Lernen zu Hause ist das iPad mein steter Begleiter und auch für Vorbereitungen für Vorträge nicht mehr wegzudenken. Auch die Kamera hat unserer Klasse schon viele nützliche Dienste erwiesen, wenn der Lehrer beispielsweise im Physikunterricht eine Konstruktion an die Tafel gezeichnet hat und man diese gerne festhalten möchte. Die Nachrichten werden von unserer Klasse rege genutzt. Das ist sehr praktisch, denn wenn man z.B. das Mathebuch in der Schule vergessen hat, können einem die anderen die passenden Seiten ganz unkompliziert zuschicken.
Negative Erfahrungen
Leider funktioniert rund um das iPad nicht immer alles wie geplant. Häufig ist das Internet total überlastet und einige Schüler müssen fast eine ganze Lektion warten, bis endlich eine Verbindung zum Internet aufgebaut worden ist. Auch das Apple TV setzt gelegentlich aus und so ist noch praktisch kein Vortrag ohne kleinere oder grössere Zwischenfälle verlaufen. Zweimal hat Keynote meine Präsentation vernichtet, und erst vor wenigen Tagen ist mein iPad einfach ausgestiegen und ich musste es reanimieren - beides willkürlich und aus mir unerklärlichen Gründen.
Fazit
Für mich ist das iPad sehr nützlich und ich brauche es gerne und oft. Es bietet eine gute Ergänzung zum Unterricht und ist auch zu Hause zum Lernen und Nachschlagen sehr praktisch. Natürlich birgt das iPad viele Risiken, aber es funktioniert ja fast gleich wie ein Laptop oder Smartphone. Unsere Schule hat gute Gründe, wieso Handys im und um das Schulhaus strikte verboten sind. Zum iPad gehören demnach ein verantwortungsvoller Umgang und ein gutes Stück Selbstbeherrschung.
Livia
Bisher wurden die Möglichkeiten, welche wir mit dem iPad hätten, noch längst nicht ausgeschöpft. Ich denke sogar, dass man die Projekte, die wir bisher mit dem iPad gemacht haben, an einer Hand abzählen kann. Doch das iPad war nicht in jeder Hinsicht überflüssig. Zum Beispiel im Französisch. Wenn wir einen Test schreiben mussten, stellten sich viele Fragen. Und um kurz ein Wort nachzuschlagen, war das iPad um einiges praktischer und schneller als ein herkömmliches Wörterbuch. Und ausserdem wird der Lehrer nicht mit 22 Fragen aufs Mal bombardiert.
Das iPad wurde auch für Präsentationen und Vorträge sinnvoll genutzt, obschon manchmal Probleme mit der Technik auftraten.
Die Risiken und Erfahrungen gehören in meinem Fall zueinander... leider. Wenn man in jeder Sekunde ein iPad ungenutzt auf dem Pult stehen hat, ist die Versuchung gross, vor allem in langweiligeren Lektionen, das iPad, trotz einem ausdrücklichen Verbot und einem schriftlichen Vertrag, zu Unterhaltungszwecken zu missbrauchen. Und so geschah das Unvermeidliche, das Unausweichbare: Wir gingen im Englisch in den Informatikraum, um dort im Workbook weiterzuarbeiten. Ich wollte gerade zu arbeiten beginnen, als auf dem iPad die Meldung aufleuchtete, dass meine Truppen kampfbereit seinen. Ich schaute mich kurz um, versicherte mich, dass der Lehrer beschäftigt war, und startete das Spiel. Nach etwa 10-minütiger Gegnersuche wurde ich endlich fündig und griff an. Doch kaum hatte ich die ersten Truppen gesetzt, stand der Lehrer auf (was ich zu meinem Pech nicht bemerkte) und kam gemächlichen Schrittes in meine Richtung. Als ich dann im iMac die gespiegelte Silhouette des Lehrers erkannte, war es schon zu spät. Mir blieb nur noch, das iPad auf Standby zu schalten, um nicht auf frischer Tat ertappt zu werden. Doch allzu viel gebracht hat das nicht. Das iPad wurde mir einen ganzen Monat entzogen. Nun ja, das hätte ich mir ja denken können, als ich das Spiel gestartet habe.
Mein Fazit zum iPad Gebrauch:
Das einzig wirklich Negative war die Internetverbindung, welche mit 50 angeschlossenen iPads ziemlich überfordert war, und so den Unterricht mehrmals unnötig in die Länge gezogen hat. Ausserdem hab ich aus meinen Fehlern gelernt und seitdem das iPad (fast) nie mehr „missbraucht“. Nun ja, mir wird das iPad im Gymnasium jedenfalls fehlen, das sagt doch alles.
Tim
Keine Bücher mehr im Pult, keine Hefte, keine Ordner, sondern nur noch ein iPad. Etwa so könnte man sich den GU9-Unterricht mit iPads vorstellen.
Auch ich habe mir zuerst erhofft, etwas weniger Blätter zu erhalten und keine Bücher mehr nach Hause schleppen zu müssen. Die Realität sah aber etwas anders aus: Das iPad wurde im Unterricht vor allem als Nachschlagewerk gebraucht und wurde nur ab und zu für eine selbstständige Arbeit mit Pages oder Keynote zu Hilfe gezogen. Zum Beispiel für das „little exercise book“ wäre das iPad ein toller Ersatz gewesen, denn man hat schnell etwas notiert und verbraucht kein Papier.
Ein anderes Thema sind die Risiken, die mit dem iPad-Gebrauch im Unterricht auftauchen. Risiken sehe ich eigentlich kaum oder nur sehr wenige. Das grösste Risiko sehe ich für die Lehrperson, da sie von weitem nicht sieht, ob alle am Arbeiten sind und sich an die Regeln halten.
Negative Erfahrungen hat es in unserer Klasse praktisch nur mit der Internetverbindung gegeben. Die etwa fünfzig Schüler-iPads haben das Netzwerk recht gefordert. Dies war vor allem bei Präsentationen über das Apple TV problematisch.
Ich finde das ganze Projekt sehr gut. Es war für mich eine ausschliesslich positive Erfahrung, auch wenn man die Funktionen des iPads, zum Beispiel als Notizblock, besser hätte ausschöpfen können. Als Nachschlagewerk jedoch ist es kaum mehr wegzudenken, und ich bin mir sicher, dass niemand nicht gerne am Abend hin und wieder einen guten Film auf dem iPad schauen würde.
Simon
Seit fast acht Monaten haben wir nun alle ein eigenes iPad. Vorerst nur zum Gebrauch, aber am Ende des Schuljahres können wir es vielleicht kaufen.
Zuerst haben wir einige Regeln festgelegt, wie zum Beispiel: nicht gamen auf dem Schulgelände! Diese Regel einzuhalten ist schwieriger als gedacht, vor allem in den Pausen. Auch zu Hause verführt das Gerät manchmal zum Gamen oder Googeln, wenn eigentlich Zeit zum Hausaufgaben machen wäre. Aber nach einigen Wochen hatten das fast alle im Griff. Die Arbeit mit dem Tablett bietet uns viele neue Möglichkeiten. Wir können einfach an Zusatzinformationen gelangen, Notizen machen, Wörter übersetzen und können Pages statt Word gebrauchen. Wir haben im ICT-Unterricht gelernt, wie man mit Keynote gute, strukturierte Präsentationen machen kann. Zudem wurde uns gezeigt, wie wichtig es ist, dass man nicht alles von sich im Internet preisgibt. Denn das Internet vergisst nie! Im Unterricht brauchen wir das iPad vor allem zum Sachen Nachschlagen oder Notizen machen. Ich finde das sehr praktisch und es macht den Unterricht abwechslungsreicher. Zu Hause benötige ich das iPad häufig beim Lösen der Hausaufgaben oder um Mitschülerinnen zu schreiben. Viele von der Klasse hatten zuvor noch keine Möglichkeit, mit den Kollegen und Kolleginnen online zu kommunizieren. Jetzt schreiben wir uns viel, vergleichen Hausaufgaben oder verabreden uns mit Hilfe des iPads. Konflikte wegen des iPads gab es bei mir bis jetzt keine, weder in der Schule noch zu Hause. Im Allgemeinen habe ich fast nur gute Erfahrungen gemacht mit dem Tablett! In der heutigen Zeit ist es wichtig, dass man mit elektronischen Geräten umgehen kann! Deshalb finde ich es gut, wenn wir den Umgang in der Schule lernen. Die Zeit mit dem iPad macht Spass und bringt mehr Farbe in den Schulalltag.
Jolanda, 9a
Schlussbemerkung
Die erwähnten, technischen Probleme sind in der Zwischenzeit gelöst worden. Dank zusätzlichen IP-Adressen funktioniert der Netzzugang nun problemlos.