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Eine Lehrstelle suchen – eine Lehrstelle finden

Eine Lehrstelle suchen – eine Lehrstelle finden

01.08.2006
Wie geht es weiter nach der 9. Klasse? Das ist eine Frage, die sich auch die Schülerinnen und Schüler des Progys während den beiden letzten Schuljahren immer und immer wieder stellen. In diesem Prozess des Suchens und Findens werden sie von den Eltern, Lehrkräften, der Berufsberatungsstelle und den Lehrbetrieben begleitend unterstützt. Die folgenden Schüleraufsätze der Klasse 9b zeigen exemplarisch, wie unterschiedlich sich die Wegsuche gestaltet.

Manuel: Eine Lehrstelle suchen

Die Lehrstellensuche war bei mir eine sehr schwierige Geschichte. Zuerst wusste ich nicht recht, welchen Beruf ich erlernen wollte. Verschiedenste Berufe wie Informatiker, Mediamatiker, Telematiker, Elektromonteur interessierten mich am meisten. An einem Informationsnachmittag hörte ich einen Vortrag über den Elektroniker. Das Blatt hatte sich gewendet und ich war mir sicher, dass dieser Beruf für mich der richtige sei. Meine Eltern meldeten mich später zu einem Berufswahlgespräch mit Frau Meier am BIZ Thun an. Da kamen noch andere Berufe in Frage, aber die waren einfach nicht so faszinierend. Mich begeisterte der Beruf Elektroniker am meisten. Dieser Beruf ist vielseitig, die Anforderungen sind hoch, denn es reizt mich, Elektroniker-Probleme lösen zu können. Als nächstes stand der Multicheck bevor. Mein Bruder erzählte mir, dass der Multicheck schwierig sei. Das machte mir ein wenig Angst. Beim ersten Anlauf war ich ungeeignet für meinen gewünschten Beruf. Dieses Ergebnis konnte ich nicht akzeptieren, denn so konnte ich das ganze gleich vergessen. In den Herbstferien lernte ich jeden Tag mindestens 1 Stunde in einem Buch, das Übungen, speziell für Eignungstests, beinhaltete. Den 2. Multicheck absolvierte ich in Bern. Auf der Rückfahrt nach Thun hatte ich das Gefühl, es wieder vermasselt zu haben. Nach 4 Tagen konnte ich es fast nicht begreifen: ich bekam eine positive Rückmeldung. Ich hatte mich um 20% gesteigert. Etwa 20 Bewerbungen hatte ich am Ende abgeschickt. Immer wenn ein grosser, dicker Brief im Briefkasten lag, ärgerte es mich unheimlich. Meistens war es eine Absage. Die Chance auf eine Lehrstelle schwand und schwand. Es war nicht so, dass ich schlecht war, doch gab es immer einen, der mehr überzeugte. Ich wurde zu einigen Vorstellungsgesprächen eingeladen. Geschnuppert hatte ich schon 5-mal. Im November bekam ich wieder einen dicken Brief. Er fühlte sich aber nicht wie eine Absage an. Es war tatsächlich ein Lehrvertrag der Technischen Fachschule Biel. Das war einer meiner schönsten Tage bisher. Ich überlegte mir alles gut und unterschrieb den Lehrvertrag. In den folgenden Tagen bekam ich noch ein paar Absagen. Doch was störte es mich? Ich hatte ja meine Lehrstelle!

Valerie: "Wir Menschen sind dazu bestimmt, dass wir das sein sollen, was wir sein wollen" (Pico della Mirandolo)
Mein berufliches Wunschziel war schon früh einmal Hebamme oder (Säuglings-)Pflegefachfrau. Doch um eine Ausbildung in diese Richtung zu machen, muss man mindestens 18 Jahre alt sein und einen Mittelschulabschluss haben. So steuerte ich auf die Fachmittelschule zu, doch der Nachteil an dieser Schule ist, dass man schon nach einem Jahr sich für Gesundheit oder Pädagogik entscheiden muss. Das gefiel mir dann nicht so, denn ich war mir nicht ganz sicher, ob ich mich nicht plötzlich für Primarschullehrerin oder etwas ganz Anderes entscheiden würde. Eine andere Überlegung war auch, wenn ich ein paar Jahre auf dem Beruf arbeiten würde, den ich erlernt hatte, und später mein Wissen noch vergrössern und gerne ein Studium beginnen möchte, es nicht mehr so einfach wäre, die Maturität nachzuholen. Aus diesem Grund steuerte ich schon langsam Richtung Gymnasium, doch ich glaube, ich hätte die Prüfung nicht bestanden und in meiner Freizeit nur noch lernen müssen. Meine Patin hat mich darauf angesprochen und mir von ihrer Tochter erzählt, welche ein vorbereitendes Zwischenjahr auf das Gymnasium gemacht und dabei viel bessere, motiviertere und gerechtere Lehrer hatte als an ihrer Schule.
So kam ich auf den Namen "Campus Muristalden". Mir war diese Schule von Anfang an sehr sympathisch. Nach einem Gespräch mit dem Rektor des Gymnasiums und Fortklassen am "Campus Muristalden" und einem Informationstag gingen Anna und ich im Januar einen Tag in einer Fortquartaklasse "schnuppern". Es gefiel uns an diesem Tag so gut, dass wir uns kurz darauf anmeldeten. Eine Woche vor den Frühlingsferien konnten wir nach Bern fahren, um uns im "Campus Muristalden" vorstellen zu gehen. Wir hatten zwei Gespräche – eines mit dem Rektor, Herrn Staub, und eines entweder mit einer Psychologin oder mit dem Internatsleiter des Campuss – und einen kleinen Logiktest. Am folgenden Tag bekamen wir beide die Zusage für einen Ausbildungsplatz. Ich freue mich sehr auf die nächsten Jahre.

Martin: Wie weiter?

Koch oder KV? Die Frage nach meinem Berufswunsch beschäftigte mich im Februar 2005 immer mehr. Da ich mich selbst nicht entscheiden konnte, suchte ich im BIZ (Berufs Informations Zentrum) Rat. In meinem ersten Gespräch mit der Berufsberaterin Frau Meyer stellte sich heraus, dass der Beruf als Koch besser zu mir passen würde.
Aus diesem Grund beschloss ich, mich fortan auf den "Beruf im Gastgewerbe" zu konzentrieren, das KV aber nicht ganz zu vergessen. Nach dem zweiten Berufsberatungsgespräch bewarb ich mich für Schnupperlehrstellen als Koch und als Kaufmann (bei der SBB).
Als ich nach einer Woche schnuppern im Restaurant "Panorama" (in Aeschiried) "aufhörte", wurde mir sofort klar, dass mir der Beruf als Koch in der Praxis nicht so behagte, wie ich (im BIZ) meinte. Grund waren z.B. die Arbeitszeiten.
Bei der SBB bekam ich im Juli 2005 dann erstmals einen Einblick in das Berufsleben eines Kaufmannes. Sofort wurde mir klar, dass ich nun im richtigen Beruf "stand". Da mir die Bahn aber keine Lehrstelle auf den Sommer 2006 anbot, fing ich an, Bewerbungen für das KV zu schreiben.
Nach ein paar Absagen wurde ich vom Regierungsstatthalteramt Thun zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Da dieses Gespräch zur Zufriedenheit von Regierungsstatthalter B. Wyttenbach verlief, lud mich die "Personalchefin", Frau Siegenthaler, für drei Tage zum Schnuppern ein. Nach dem Schnuppern wurde mir ein paar Tage vor Weihnachten die Absage mitgeteilt. Sie nahmen eine Person, die schon ein Zwischenjahr absolviert hatte.
Da die allermeisten Lehrstellen Ende Dezember schon verteilt wurden, musste ich eine Lösung für ein Zwischenjahr suchen.
Mehrmals wurde mir die "Ecole Supérieure de Commerce" in La Neuveville empfohlen, dennoch suchte ich nach anderen geeigneten Schulen in der Umgebung von Thun, da ich mich mit einem Welschlandaufenthalt erst nicht anfreunden konnte.
Doch nach einigen "Nachforschungen" wurde mir klar, dass ich am meisten profitiere, wenn ich mich an der Handelsschule von La Neuveville anmelde. Gesagt, getan. So bekam ich nach ca. drei Wochen einen Brief der ESC La Neuveville, in dem stand: "... Nach Prüfung der eingesandten Unterlagen können wir Martin prüfungsfrei und definitiv in unsere Schule aufnehmen. ...".
Nun werde ich also ab diesem Sommer ein Jahr lang vor allem in La Neuveville anzutreffen sein.
Wie's danach weitergeht, wissen zum jetzigen Zeitpunkt nur die Sterne.

Karin: Eine Lehrstelle suchen – eine Lehrstelle finden

Für mich stand von Anfang an fest, dass ich einen Beruf erlernen will, in dem ich viel mit Menschen zu tun habe. Ich machte mir verschiedene Überlegungen und hatte einige Berufe zur Auswahl. Zuerst wollte ich Zahntechnikerin werden. Ich schnupperte und erkundigte mich, wie es mit Lehrstellen stand. Danach war ich fest entschlossen, nicht Zahntechnikerin zu werden, sondern Optikerin.
Ich ging an drei Orten schnuppern und hatte auch die Chance, eine Lehrstelle zu erhalten. Doch leider gab es in diesem Beruf nicht so viele Weiterbildungsmöglichkeiten wie ich mir vorgestellt hatte.
Im Herbst 05 machte ich den Multicheck für die kaufmännische Ausbildung. Das Ergebnis, das ich eine Woche später in den Händen hielt, liess zu wünschen übrig. In den Sparten Mathematik, Logik und Konzentration hatte ich schlecht abgeschnitten. Nur in den Sprachen war ich wirklich gut. Ich wusste, dass es mit diesem Ergebnis schwer fallen würde, eine Lehrstelle zu finden. Und so war es auch!
Ich schrieb ca. 30 Bewerbungen, bekam aber nur ab und zu eine Zusage für ein Vorstellungsgespräch. Es war ein komisches Gefühl, als ich das erste Mal zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen wurde. Doch ich wurde immer sicherer und kurz vor den Herbstferien durfte ich ein Gespräch bei der Firma Emmi AG führen. Ich musste einen Test machen und kurze Zeit später konnte ich 1 1/2 Tage schnuppern gehen. Nach diesen 1 1/2 Tagen gab es ein sehr positives Abschlussgespräch. Ich sagte zu. Jetzt werde ich im Sommer 06 eine Lehre als Kauffrau anfangen.

Marco: "Jeune homme"

Ich überlegte, was es sonst noch für Möglichkeiten gäbe, ausser einer Lehrstelle? Da kam mir die Idee mit dem Welschlandjahr als "jeune homme“, das heisst, ich gehe ein Jahr lang ins Welschland. Dort besuche ich halbtags die Schule und den Rest des Tages erledige ich den Haushalt und bin verantwortlich für einen zweieinhalbjährigen Jungen. Schon nur der Gedanke, ein Jahr lang weg von zu Hause zu sein, lockte mich! Ich dachte, es werde wohl nicht so schwierig und anstrengend sein, eine Familie zu finden. Aber "Potz Blitz“, habe ich mich da geirrt. Nachdem ich mich bei der Didac-Schule angemeldet hatte, bekam ich zuerst eine Beige Blätter zum Ausfüllen. Ich sass zum Teil fast eine Stunde an diesen Formularen. Ich war sehr froh, als das erledigt war. Danach bekam ich einen Brief, worin stand, dass ich in Lausanne an einem Schnuppertag teilnehmen könne. Zugleich haben sie auch geschrieben, dass es schwieriger sei, einen "jeune homme“ zu vermitteln als ein "jeunefille“. Also fuhr ich mit dem Zug an diesen Vorbereitungstag. Ich wurde mit etwa 18 anderen Mädchen und Jungen über dieses Jahr informiert. Am Schluss dieses Tages war ich noch überzeugter, mich richtig entschieden zu haben. Ich durfte das Dossier einer Familie auswählen, die mich am meisten ansprach. In der nächsten Woche nahm ich Kontakt mit der Familie auf. Wir machten ab, dass ich vom 23.-25. April nach Meyrin zu ihnen schnuppern gehen konnte. Also fuhr ich mit meiner Mutter nach Meyrin. Wir waren zum Mittagessen eingeladen worden. Anschliessend an das Essen besprachen wir den Arbeitsvertrag. Als das erledigt war, verabschiedete sich meine Mutter. Während diesen drei Tagen gingen wir zu Nachbarn bräteln, feierten Geburtstag einer Bekannten und unternahmen einen Spaziergang zum Flughafen. Das Wichtigste für mich war, dass mich alle mit offenen Armen empfangen haben. Am dritten Tag war ich hauptsächlich mit dem jetzigen "jeune fille“ zusammen. Es erklärte und zeigte mir, was für Arbeiten und Aufgaben mich erwarten würden. Übrigens, sie heisst Sabine und sie ist sehr nett! Am Nachmittag ging ich mit ihr noch in die Didac-Schlue. Danach begleitete sie mich noch zum Bahnhof. Von dort aus fuhr ich mit dem Zug wieder nach Hause. Jetzt konnte ich mir überlegen, ob ich in dieser Familie ein Jahr verbringen möchte. Für mich war die Antwort sofort klar. Aber die Familie hatte auch Zeit, sich ihren Entscheid zu überlegen, denn einen Jungen hatten sie noch nie! Nach anderthalb Wochen fragte ich nach, ob wir nun die Verträge unterschreiben könnten. Sie sagten ja. Ich freute mich riesig darüber und bin gespannt, was es in diesem Jahr alles für Überraschungen geben wird!“

Matthias: Eine Lehrstelle suchen – eine Lehrstelle finden

Alles fing an mit unangenehmen Fragen von Verwandten und Bekannten, die immer das Gleiche wissen wollten: "Hast du schon eine Ahnung, was du einmal werden willst.“ Von mir kam immer die gleiche Antwort: "100 Jahre alt.“ Diese Fragerei regte mich einfach auf, und dass ich in der 7. Klasse arbeiten sollte, für etwas, was noch so weit weg war, konnte ich nicht begreifen. Doch die Sommerferien vor der 9. Klasse waren schneller da als mir lieb war. Mein Vater erinnerte mich immer wieder daran, dass ich während den Sommerferien Bewerbungen schreiben solle. Doch andere Sachen waren wichtiger… Nach den Sommerferien liess ich die Geschichte noch ein wenig laufen. Immer mehr Kollegen und Kolleginnen gingen schnuppern oder hatten bereits die Zusage für die Lehrstelle erhalten. Irgendwann musste ich einsehen, dass der Zug bald wegfahren würde. So habe ich in der Woche vor den Herbstferien angefangen, Bewerbungen zu schreiben. In drei Wochen ca. 16 Stück. Ich muss zugeben, dass ich die Hälfte der Bewerbungen nur geschrieben habe, damit ich meinem Vater am Abend erzählen konnte, dass ich wieder eine gute Bewerbung abgeschickt hätte, was ihn ungemein beruhigte, da ich jetzt endlich seinem Rat Folge leistete. Dann kamen die zwei Wochen, in denen ich mich in zwei Betrieben vorstellen und schnuppern konnte. Und in der darauf folgenden Woche würde ich erfahren, ob ich eine Lehrstelle bekomme oder nicht. Ich bin ein guter Redner, wenn es darauf ankommt, aber reden können viele. Ich denke, es ist wichtig, zu einem Vorstellungsgespräch oder in eine Schnupperlehre zu gehen mit der Aufschrift auf der Stirn: "ich will!“ Nicht heiraten meine ich, sondern diese Vorgesetzten dort müssen merken, dass dir was daran liegt, hier zu arbeiten. Aber das sagen kann jeder. Die Leute müssen es fühlen, dass in dir ein Feuer ist, ein Wille, diese Lehrstelle zu bekommen. Zurück zu meinem Rückblick: Wenn ich zurückschaue, muss ich sagen, dass ich grosses Glück hatte. Ich begann sehr spät und bekam trotzdem eine Zusage für beide Lehrstellen von den Betrieben, bei denen ich schnuppern ging. Ich habe mich für die Ernst & Young AG entschieden und gegen Hotelplan. Ich hörte immer wieder von meinem Vater und seinen Kollegen und Freunden, dass es Lehrstellen gibt, auch eine Ausbildung bei Ernst & Young. Ich war aber erstaunt, als ich erfuhr, was diese AG für Tätigkeiten ausführt und mit welcher Qualität. Sie ist weltweit führend in Sachen Wirtschaftsprüfung! Typisch Mätu würde ich sagen: minimalster Aufwand, maximaler Ertrag.