Reise-Wettbewerb der Progy-Klasse 7f
Die beiden jungen Progy-Lehrer Johannes Morgenthaler und Peter Zurflüh führten mit der Progy-Klasse 7f eine äusserst interessante Projektwoche durch. Hier der Erfahrungsbericht der Klasse. Lehrer Johannes Morgenthaler schrieb die Einleitung, die Schülerin Lindita Kamerolli verfasste den Reisebericht.
"Mobilität“ [die; -; Möglichkeit des Wechsels aus einer Position in eine andere; bes. Kennzeichen dynamischer Industriegesellschaften] lautete das Thema der Projektwoche. Mit dem Ziel, das eigene Mobilitätsverhalten zu reflektieren, die unterschiedlichen Möglichkeiten von Mobilität zu erkunden, zu kombinieren und benutzen zu lernen war alsbald eine Gruppe motivierter Siebtklässler unterwegs nach Winterthur – welches wegen seiner Nähe zum "Technischen Museum der Schweiz“ (dem Technorama), dem Flughafen Zürich-Kloten und weiteren verkehrstechnisch interessanten Gesichtspunkten als Logierort für geeignet befunden worden war. Da marschierten alle noch sorgenlos, vielleicht auch unaufmerksam mit, die Lehrer hätten den Wagen ja wohl reserviert und wussten auch, auf welchem Gleis auf den Zug zu warten war...
Die Siegergruppe
Doch das würde sich bald ändern: Um die Schülerinnen und Schüler zum exakten Planen einer Reise mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu motivieren und die Fahrpläne online, im Kursbuch oder per Schalteranfrage benutzen zu lernen, war nämlich die Idee entstanden, einen "Reise-Wettbewerb“ durchzuführen. Das Konzept wäre ungefähr folgendes: In Gruppen von vier bis fünf Jugendlichen sollte die Klasse versuchen, während eines Tages möglichst viele Schweizer Seen anzufahren. Die Reise müsste vorher genau geplant werden, streng geheim natürlich!; eine Begleitperson hätte nur "im Notfall“ die Kompetenz, am Vorhaben der Gruppe etwas zu ändern; je nach Ehrgeiz würden die Schülerinnen und Schüler vielleicht besonders früh aufstehen, je nach Wetter käme vielleicht auch das Baden nicht zu kurz.
Nachdem durch hartnäckige Sponsoringanfragen auch die preispolitische Hürde gemeistert und jede Schülerin und jeder Schüler im Besitz einer Tageskarte für den GA-Streckenbereich war, stand dem Vorhaben nichts mehr im Weg. Die genauen Kriterien wurden festgelegt, ein Punktesystem entworfen: Die Anzahl der besuchten Seen (das Seewasser musste mindestens berührt worden sein, Kontrolle durch die Begleitperson), das Einhalten der Zeiten (der Reisetag begann um 4.30 Uhr früh und endete um 19 Uhr) sowie die Dokumentation der Reise (Fotos, Berichte, Gestaltung) würden zu Punktgewinnen oder -verlusten beitragen.
Im Folgenden nun Auszüge aus dem Reisebericht der Siegergruppe des Wettbewerbes, welche neun Seen "berührte“, keine Zeitüberschreitungen zu verzeichnen hatte und mit einer ansprechenden Dokumentation bestach. Diese Gruppe übrigens klapperte mittels "Bummler-Zügen“ die relativ nah beisammenliegenden Seen der Zentral- und Ostschweiz ab. Es hat sich gezeigt, dass dies ergiebiger war als das Konzept der meisten anderen Gruppen, mit IC-Zügen die Seen der grösseren Städte anzufahren (zum Beispiel Zürich-Biel-Murten-Neuenburg-Lausanne-Thun- Interlaken-Luzern-Zug). Wie dem schliesslich auch sei: Schon allein die Tatsache, wie eifrig während der Vorbereitungsphase über solche Konzepte überhaupt diskutiert wurde, war nicht nur für den Geografielehrer eine wahre Freude!
Winterthur (ab: 4.49)
Wir standen um 4 Uhr auf. Als wir am Bahnhof waren, kam Dalyan (der zum Glück nicht zu unserem Team gehörte) in den Sinn, dass er die Tageskarte im Zimmer vergessen hatte. Er musste noch mal zurück und seine Gruppe verpasste den Zug! Zuerst wussten wir nicht, welchen Zug wir nehmen mussten, aber dann entdeckten wir ihn ziemlich schnell. Es war noch eine andere Gruppe mit uns im Zug. Dalyans Gruppe war wegen dem Missgeschick nicht im Zug, sonst wären wir drei Gruppen gewesen.
Zürich (an: 5.19; ab: 5.26)
Als wir im Zug neben der anderen Gruppe sassen, diskutierten wir noch, wer zuletzt mehr Seen heben würde. Am Bahnhof Zürich trennten wir uns dann. Wir mussten ziemlich schnell machen beim Umsteigen, wir wollten den Zug ja nicht verpassen. Wir stiegen rechtzeitig in den Zug ein, er fuhr auch gleich los.
Mosen: Hallwilersee (an: 6.36; ab: 7.09)
Im Zug auf dem Weg nach Mosen konnte man bereits den Hallwilersee sehen. Wir hatten eine halbe Stunde Zeit und nahmen es sehr gemütlich. Der See war direkt vor dem Bahnhof, wir mussten nur über einen Campingplatz gehen, schon hatten wir unser erstes Ziel erreicht. Sandro machte ein paar Fotos, dann gingen wir wieder zurück zum Bahnhof.
Gelfingen: Baldeggersee (an: 7.20; ab: 8.20)
Gelfingens Bahnhof ist sehr klein und neben einem Bauernhof. Der See ist gleich nebenan. Wir gingen kurz zum See, danach gingen wir ins Kaff und suchten einen Laden, um die wichtigste Mahlzeit des Tages zu kaufen, doch in diesem Kaff gibt es gar nichts, nicht mal eine Person zum Nachfragen. Als wir dann endlich auf einem Schild "Bäckerei“ lesen konnten, war die unangenehme Überraschung perfekt: Sie war an diesem Tag geschlossen. So sassen wir vor der Bäckerei und warteten, dann gingen wir langsam wieder zum Bahnhof zurück, mit leerem Magen.
Luzern: Vierwaldstättersee (an: 8.58; ab: 9.19)
Im Zug nach Luzern machten wir ein Spiel, bei welchem es darum geht zu erraten, welche berühmte Person man ist. In Luzern mussten wir uns beeilen, also ging es im Laufschritt zum Vierwaldstättersee, wo wir nur ganz kurz verweilten. Dann suchten wir im Bahnhof noch einen Laden auf, um uns endlich etwas zu Essen zu kaufen. Wir beeilten uns, liefen dann zum Gleis und bestiegen sogleich den Zug.
Cham: Zugersee (an: 9.47; ab: 10.20)
Der Zugersee ist hier nicht weit vom Bahnhof entfernt. Es gibt eine kleine und sehr schöne Insel. Der See war ruhig. Yves setzte sich auf eine Bank und widmete sich seinem Discman. Der Rest vergnügte sich sonst irgendwie. Sandro schoss noch ein paar Fotos, dann gingen wir zum Bahnhof zurück.
Thalwil: Zürichsee (an: 10.45; ab: 11.21)
Beim Thalwiler Bahnhof gingen wir eine Treppe runter und kamen so direkt zum See. Wir setzten uns auf eine blaue Bank bei der Schiffanlegestelle. Wir machten Fotos und hatten viel Spass dabei. Sandro und Yves sprangen von der Ufermauer, so dass es aussah, als würden sie in den Zürichsee springen. Das war lustig.
Jona/Rapperswil: Obersee (an: 12.01; ab: 12:27)
Im Zug auf dem Weg nach Jona fand Janick heraus, dass wir schon in Rapperswil aussteigen und so Zeit gewinnen könnten. Am Bahnhof Rapperswil suchten wir schnell das Info-Büro auf, um zu schauen, wann der nächste Zug fährt. Das war schon eine halbe Stunde später der Fall. Da wir also nicht viel Zeit hatten, liefen wir zum See und blieben nur kurz dort. Sandro streckte seine Schuhspitze in den See und machte ein Beweisfoto. Wir gingen sofort wieder los und suchten ein Einkaufszentrum fürs Mittagessen. Ich und Sandro sind dann schon mal vorgegangen, um das richtige Gleis zu suchen. Die anderen kamen gleich nach. Bald sassen wir wieder im Zug.
Unterterzen: Walensee (an: 13.47; ab: 13.24)
Da wir schon in Rapperswil ausgestiegen waren und einen früheren Zug nehmen konnten, hatten wir in Unterterzen mehr Zeit. Wir nahmen es ganz gemütlich und gingen zum See. Dort setzten wir uns auf eine Bank. Yves und Sandro zogen die Badehose an und gingen baden. Später machten wir uns wieder auf und setzten die Reise fort.
Rohrschach: Bodensee (an: 15.38; ab: 16.06)
Als wir in Rohrschach aus dem Zug stiegen, mussten wir nur über die Strasse, über eine Wiese und schon waren wir am Bodensee. Ich legte mich auf eine Bank und sonnte mich ein wenig. Dann gingen wir gemütlich zurück. Yves musste dringend aufs Klo, konnte aber nicht, weil der Zug noch nicht fuhr. Im Zug erzählten wir uns Witze und hatten viel Spass.
Steckborn: Untersee (an: 17.05; ab: 17.45)
Im Zug nach Steckborn sassen ein paar junge Leute neben uns, die uns erklärten, dass wir direkt nach Steckborn fahren konnten, ohne in Kreuzlingen umzusteigen. Als wir dann ausgestiegen waren, gingen zwei von ihnen den gleichen Weg wie wir. Sie fragten uns, was wir vorhätten und wir erklärten ihnen die Aufgabe. Dann wollte uns der eine verarschen und sagte, der See wäre dort oben (er zeigte in ein Quartier an einem Hang). Doch wir hatten den See schon gesehen und waren dann auch gleich dort. Wir spritzten etwas herum und gingen wieder zum Bahnhof zurück. Der Zug hatte etwas Verspätung und wir waren froh, als wir endlich drin sassen und wussten: Wir hatten es tatsächlich geschafft, neun Seen an einem Tag zu besuchen!